Info Brief 2022-07

Liebe Leserinnen und Leser,

die München-Liste spricht sich im Stadtrat gegen einen Weiterbau der 2. S-Bahn-Stammstrecke aus. Die Strecke wird nach der jüngsten bekannten Prognose der Deutschen Bahn frühestens 2037 fertig, was viel zu spät ist angesichts der aktuellen Probleme, und kostet mindestens 7,8 Milliarden Euro. Diese Prognose stammt allerdings von vor dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise. Deshalb dürften aktuelle Zahlen noch viel höher liegen – wohl über 10 Milliarden. Denn Material, Personal und Energie bleiben auf Jahre hinaus knapp.

Als Privatperson oder Unternehmerin und Unternehmer würde man ja auch kein Projekt starten, dessen Kosten, Zeitrahmen, Erfolgsaussichten und tatsächliche Umweltbilanz (inklusive Bautätigkeit) völlig unklar sind. Keine Bank würde dafür einen Kredit geben. Doch Deutsche Bahn und Staat bedienen sich einfach am Geld von Bahnkunden und Steuerzahlern, anstatt das Naheliegendste, Einfachste und am schnellsten Umzusetzende zu tun: Die Überlastung der Region München bekämpfen, indem Firmenansiedlungen durch massive Anreize in strukturschwächere Gegenden des Landes umgeleitet werden – das ist die Aufgabe der Bayerischen Staatsregierung!

Es ist ein Märchen, dass München verarmt, wenn wir vom Gas gehen. Wir wollen ja nicht schrumpfen, sondern langsamer und verträglicher wachsen. Das muss gut austariert werden. Die 2. Stammstrecke frisst Milliarden, die für sinnvolle Bahnprojekte in der Region und in ganz Bayern viel besser angelegt wären, kombiniert mit einer gerechten Strukturpolitik für alle, die München entlastet und schwächeren Regionen neue Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Es gibt aber leider nur wenige Parteipolitikerinnen und -politiker, die das genauso sehen. Wohl deshalb war die Forderung der Grünen-Landtagsfraktion nach einem Moratorium der 2. Stammstrecke so groß in den Medien: “Dass ein einziges Projekt auf Jahrzehnte sämtliche Nahverkehrsmittel bindet, die für Bayern zur Verfügung stehen, kann nicht die Lösung sein.” Unsere Worte…

Schon der Bau selbst dürfte mit Blick auf die ‚Graue Energie‘ einen dermaßen desaströsen CO2-Fußabdruck aufweisen, dass die S-Bahnen auf dieser Strecke unendlich lange fahren müssten, bis die CO2-Bilanz ins Plus dreht. Daher fordern wir, dass vor einer Entscheidung über den Weiterbau offengelegt wird, nach wie vielen Jahren Betrieb sich eine Fertigstellung CO2-mäßig amortisieren würde und welche Variante CO2-sparender ist: Weiterbau oder Baustopp mit Wachstumsbekämpfung und Strukturpolitik.

Wir sollten den Bau stoppen, bereits verbaute Materialien anderweitig wiederverwenden und das viele Geld für etwas Sinnvolles einsetzen – z.B. die Zugverbindungen für Pendler verbessern, die ohne 2. Stammstrecke auskommen, Bahntechnik modernisieren, Tram ausbauen, saubere Busse mit Vorrang-Spuren, Fahrgemeinschaften belohnen – und den Radlern und Fußgängern endlich mehr Platz geben.

Statt mit viel Geld und klimaschädlicher ‚Grauer Energie‘ Radwege zu asphaltieren und dafür unendlich viele Bäume zu opfern, sollten wir den Radlern einfach die Straßen überlassen und ihnen ein sicheres, schnelles Fortkommen ermöglichen. Heißt: Tempo 30 oder langsamer als Standard für Pkw und Lkw, beide müssen dem Fuß- und Radverkehr immer Vorfahrt gewähren. So wird der Umstieg aufs regensicher ausgestattete (Lasten-)Fahrrad als Ganzjahres-Verkehrsmittel auch für Pendler attraktiv. Dazu Steuerungsmechanismen wie Induktionsschleifen auf Radwegen und ‚Buzzer‘, also große Knöpfe, die man im Vorbeifahren drückt, damit die nächste Ampel schon mal auf Grün springt, ohne dass man anhalten muss.

Wer an der Radl-Sternfahrt zur Automobilausstellung IAA teilgenommen hat, hat festgestellt, wie schnell man mit dem Rad in die Stadt gelangt, wenn man freie Bahn hat, und wie viel Spaß das macht. Aus dem Landkreis München könnte man, wenn man nur die Entfernung betrachtet, schon heute, ganz ohne Radschnellweg, durchaus mit dem Rad nach München gelangen – wenn das Radeln nicht so gefährlich und zügiges Vorankommen durch gefühlt Tausend Ampeln unmöglich gemacht würde. Das sind Dinge, die man sofort ändern könnte – wenn man den Mut dazu hätte!

Herzlichst,

Ihr Dirk Höpner, Stadtrat der München-Liste

Inhalt

Aus Stadtrat und Fraktion

Bauprojekt am SWM-Gelände in Sendling

Im September hat der Planungsausschuss des Stadtrats einstimmig den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst: Auf dem Gelände der Stadtwerke München (SWM) südlich des Heizkraftwerks und des Mittleren Rings in Sendling, an den Isarauen westlich des ‚Flaucher‘ an der Hans-Preißinger-Straße. Geplant ist eine Mischung aus Kultur, Gewerbe und 450 Wohnungen mit bis zu achtgeschossigen Gebäuden nach dem Grundsatz der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon). Wegen der Sanierung des Gasteigs zogen 2021 die Isarphilharmonie, Volkshochschule, Stadtbibliothek und Hochschule für Musik und Theater dort ein. Schon zuvor war das Gelände ein sog. Kreativquartier, wo sich z.B. Handwerker und Künstler eingemietet hatten. Womöglich wird die Isarphilharmonie, die eigentlich als Provisorium gedacht war, dort bleiben, und in das städtebauliche Konzept integriert.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-neue-isarphilharmonie-setzt-auf-schlichten-industriecharme-8014378.html 

Dieser Planung konnten ‚sogar wir‘ guten Gewissens zustimmen, weil das Gelände bereits versiegelt ist, die Bebauung vergleichsweise maßvoll ausfällt und die Stadt selber Bauherrin ist und nicht gewinnmaximierende Investoren.
https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/7140320https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/sendling/auf-den-gasteig-soll-wohnen-plus-kreatives-folgen,146051.html

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-wohnungen-stadtwerke-interims-gasteig-1.5661110

Altlasten am Rappenweg: Investoren wollen über Kiesgrube bauen

Am Rappenweg im Münchner Osten an der Grenze zur Gemeinde Haar gibt es ein neues Problemprojekt: Auf ehemaligen Kiesgruben und den darin verfüllten Altlasten, wo jetzt zahlreiche ohne Baugenehmigung errichtete Gewerbebetriebe stehen, wollen nach einem Eigentümerwechsel Investoren Gewerbe, Wohnen und Nahversorgung verwirklichen. Mit dabei sind wieder mal die ‚üblichen Verdächtigen‘, u.a. die Bayrische Hausbau und die Büschl-Gruppe.

Was genau dort so alles liegt, ist unbekannt. Diese Altlasten machen uns große Sorgen. Mit dem im September im Planungsausschuss erfolgten Aufstellungsbeschluss steht nun fest, dass der Investor das Gutachten zu den Altlasten macht. Die Eigentümer sind für die Entsorgung zuständig. Je teurer diese wird, desto mehr Baurecht wird die Stadt wohl gewähren, um den Investoren entgegenzukommen.

Der Fall weckt Erinnerungen an die ehemalige Chemiefabrik Weyl an der Gottfried-Keller-Straße nördlich des Pasinger Bahnhofs. Dort waren 100 Jahre lang Pech und Teer hergestellt worden. Nach dem Betriebsende wurde 1984 der verseuchte Boden abgetragen und das Gebiet für Wohnungsbau freigegeben. Doch als bereits Rohbauten standen, kam weiteres Gift zum Vorschein, der Bau wurde eingestellt. Erst nach einer aufwendigen Bodensanierung durften doch Wohnhäuser gebaut werden.

Kiesgruben sind da nochmal eine andere Hausnummer: Man weiß nie, was man darin findet. Rein mit dem Müll, zuschütten – aus den Augen, aus dem Sinn.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-kirchtrudering-baugebiet-rappenweg-1.5661929
https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/6707586

 

Machtlfinger Straße (Siemens-Gelände): 5.000 Jobs, nur 220 Wohnungen

In der Machtlfinger Straße/Ecke Boschetsrieder Straße in Obersendling auf dem Gelände des Betonwerks Katzenberger und ehemaligen Siemens-Flächen wollen Investoren um die Münchner Firma Salvis AG ein riesiges Neubauprojekt mit Büros und Wohnungen starten. Der Stadtrat hat die Planungen im September genehmigt; die München-Liste stimmte dagegen, aus nachvollziehbaren Gründen. Schon der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hatte kritisiert: Das Ganze wird zu dicht, zu hoch, der Wohnungsanteil ist zu gering. Und es gebe keine echte Bürgerbeteiligung.

Drei 80-Meter-Hochhäuser würden eine neue Höchstmarke für den Stadtbezirk setzen. Das nahegelegene Siemens-Hochhaus ist 75 Meter hoch und weithin sichtbar. Hochhäuser im Süden der Stadt gelten als besonders heikel, weil sie das Alpenblick zerstören. Obersendling liegt bis zu 40 Meter höher als die Innenstadt. Die Fraktion ÖDP/München-Liste spricht sich für eine generelle Maximalhöhe von 60 Metern für Hochhäuser in der Stadt aus. Wir haben diese Marke anlässlich der geplanten Büschl-Türme am Hirschgarten gesetzt, die 155m hoch werden sollen (siehe unten, Abschnitt ‚Hochhäuser in München‘).  Besonders aufgestoßen ist uns, dass sagenhafte 5.000 Arbeitsplätze mickrigen 220 Wohnungen gegenüberstehen sollen. Wo sollen alle diese Arbeitskräfte wohnen? Wir erleben also eine weitere Verschärfung am Wohnungsmarkt. Unsere Forderung: Wer Jobs schafft, muss auch die entsprechenden Wohnungen bereitstellen!

In seinem Redebeitrag im Planungsausschuss Ende September sagte unser Stadtrat Dirk Höpner: “Mit der Anzahl von Wohnungen sind wir nicht einverstanden. Es wird schwer, so ein lebendiges Quartier zu schaffen.” Die Kunst besteht darin, Arbeitsplätze und Wohnungen in einer Balance zu halten – strategische Stadtplanung. Das passiert in München nicht: Hier gibt es pro 3,5 Arbeitsplätze nur eine Wohnung. Das führt zu stark steigenden Mieten.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-obersendling-sugar-mountain-bauprojekt-hochhaeuser-1.5664682

Klimaschutz-Anträge (z.B. Taskforce Energiesparen)

Umwelt- und Klimaschutz ist bekanntlich eines der Hauptthemen der München-Liste. Wir machen wohl den Fehler, zu wenig darüber zu reden, was wir im politischen Alltag so alles anstoßen. So haben wir z.B. diesen Antrag verfasst, der dankenswerterweise von der gesamten Fraktion mitgetragen wurde: „Task Force ‚Energiesparen‘ macht städtische Gebäude winterfest“ (12.09.2022) „Ein Experte oder Experten-Team prüft alle öffentlichen Gebäude, z.B. Verwaltungen, Schulen, Turnhallen, Kultureinrichtungen, Kliniken usw., um die größten Strom- und Wärme-Schwachstellen zu identifizieren und möglichst noch vor dem Herbst und Winter wenigstens provisorisch zu beheben. Der jeweilige Hausmeister, Haustechniker, Facility-Manager u.ä. wird gebeten, seine Erfahrungen mit ‚seinem‘ Gebäude einzubringen und wird umgekehrt technisch unterstützt und geschult.“ Hier weiterlesen: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/7318466

Stadtplanung, Bauprojekte

Weitere Informationen zur 2. Stammstrecke

https://www.merkur.de/lokales/muenchen/zentrum/stadtrats-dilemma-wegen-u9-in-muenchen-trasse-kostet-schon-vier-milliarden-neuer-bahnhof-562-millionen-euro-91829307.html

https://www.br.de/nachrichten/bayern/zweite-stammstrecke-in-muenchen-gruene-fordern-bau-pause,TIFuiSd

https://www.zeit.de/news/2022-09/23/gruene-fordern-bau-pause-fuer-zweite-stammstrecke-in-muenchen

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/muenchen/zweite-s-bahn-stammstrecke-in-muenchen-eine-chronologie-e478184/   

Hochhäuser in München: Parteien wollen kein Ratsbegehren

Es ist kompliziert… –  das Thema Hochhäuser in München. Der Stadtrat tritt auf der Stelle. ÖDP und München-Liste wollen, dass die Münchnerinnen und Münchner in einem Ratsbegehren über die maximale Höhe von Hochhäusern abstimmen dürfen, so wie 2004, als diese auf 100 Meter festgelegt wurde. Dieses Votum war nach nur 1 Jahr schon nicht mehr bindend, wurde aber bisher trotzdem beachtet. München-Liste und ÖDP forderten vergeblich ein Rechtsgutachten, in dem geklärt wird, warum es heute nicht mehr zulässig sein sollte, wenn Bürger über maximale Bauhöhen in der ganzen Stadt abstimmen. 2004 wurde ja genau das gemacht.
https://www.merkur.de/lokales/muenchen/zentrum/paketposthalle-in-muenchen-stadtraete-fordern-neues-rechtsgutachten-keine-vertrauensvolle-politik-91822641.html

Die Fraktion ÖDP/München-Liste hat bereits mehrere Anträge für ein Ratsbegehren über eine Hochhaus-Obergrenze eingereicht – so viele wie keine andere Fraktion. Die Stadtverwaltung will aber kein Ratsbegehren, die SPD auch nicht. Die CSU will eines nur für das Paketpost-Areal, die Grünen wollen eines über stadtweite Hochhausgrenze. Beide wollen nicht die Fragestellungen des anderen übernehmen. Deshalb gibt es jetzt überhaupt keines – obwohl die Mehrheit der Stadträte eigentlich eines machen will. Die Abstimmung erfolgte Mitte Oktober im Planungsausschuss. Am 26. Oktober entscheidet der Stadtrat, wo es wohl ähnlich aussehen wird. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-hochhaeuser-buergerentscheid-paketposthalle-stadtrat-1.5673694

“Entweder sind die Stadtratsmitglieder der CSU und der Grünen komplett unfähig oder sie haben für uns alle ein Laien-Theaterstück aufgeführt”, erklärte Dirk Höpner (München-Liste) nach der Sitzung. Seine Fraktion sei “zu allen Kompromissen bereit” gewesen. (SZ https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-hochhaeuser-buergerentscheid-paketposthalle-stadtrat-1.5673694)
Hochhausdebatte – Ratsbegehren platzt wegen Uneinigkeit im Stadtrat | münchen.tv (muenchen.tv)

Zugleich ist der Verein “Hochhausstop” dabei, die benötigten 35.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln, das für das Paketpost-Projekt eine Obergrenze von 60 Metern festschreiben will. Diese Entscheidung würde dann indirekt auf die ganze Stadt ausstrahlen. Die Sammlung darf theoretisch so lange weitergehen, bis der Stadtrat in einigen Jahren den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Paketposthalle gefasst hat. Bis dahin kann ein erfolgreiches Bürgerbegehren in einem Bürgerentscheid münden, sodass alle bisherigen Planungen passé wären.
Das von der Stadt durchgeführte so genannte Bürgergutachten 2021 zum Paketpostareal wird von den Befürwortern als ausreichende Bürgerbeteiligung angeführt. 112 (!) zufällig ausgewählte Münchnerinnen und Münchner hätten dieses Gutachten laut Stadtbaurätin Merk „stellvertretend für die Stadtgesellschaft“ erstellt. Dies sei bereits eine klare und konsequente Positionierung der breiten Öffentlichkeit“.112 von 1,5 Millionen? Das ist weder stellvertretend noch repräsentativ, sondern undemokratisch.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-hochhaeuser-ratsbegehren-1.5659939 https://bg-paketpost-areal.de/info/
https://buergerdialog.online/2022/10/12/muenchen-pressenachrichten/abendzeitung-vom-13-oktober-2022-hochhausgrenze-erstmal-kein-ratsentscheid/
https://www.tz.de/muenchen/stadt/hallo-muenchen/hochhaus-grenze-muenchen-stadtrat-ratsentscheid-buergerentscheid-frauenkirche-gebaeude-91846396.html
Hochhaus-Recherche von Dr. Wolfgang Zängl, Träger des Alpenpreises CIPRA und Betreiber der Webseite ‚Moloch München‘

https://www.moloch-muenchen.de/lexikon/hochhaeuser-muenchen/

Stadtviertel, Bürgerinitiativen, Vereine

Flyer zur überdimensionierten Bebauung in Kirchtrudering 

Mit einem Informationsflyer, der demnächst fertiggestellt wird, macht die München-Liste auf die besorgniserregende bauliche Entwicklung in Kirchtrudering aufmerksam. Die naturnahen Flächen in und um Kirchtrudering sind Ziel gigantischer Bauvorhaben von Investoren und Stadt.

Eine massive Zunahme der Einwohner und des Verkehrsaufkommens ist zu erwarten. Stau auf den Straßen, Gedränge in Bussen, U- und S-Bahnen, lange Wartezeiten bei Arztterminen, fehlende Plätze in Schulen/Gymnasien, mangelnde Angebote für Sport und Erholung sind der Preis für ein maßloses Wachstum. Das erste große Projekt, ist der 5. Bauabschnitt (BA) der Messestadt Riem. Die Eckdaten zur Planung werden eine dicht gepackte Wohnungsbebauung entstehen lassen:

Stadtviertel Fläche
in km2
Wohn-
einheiten
Ein-wohner EW
pro km2
Messestadt,
1. – 4. BA
1,036 5.720 16.000 15.450
Messestadt,
5. BA (Plan)
0,250 2.500   6.000 24.000

Die geplante Dichte von 24.000 Einwohnern pro km2 übersteigt die Einwohnerdichte von Paris (ca. 20.400 EW/km2, Stand Januar 2021), der am dichtesten besiedelten Metropole in Europa.

Dem 5. Bauabschnitt der Messestadt folgen weitere Planungsgebiete in der näheren Umgebung. An der Heltauer Straße sollen ca. 1.500 Wohnungen entstehen, am Rappenweg sind 3.400 Wohnungen projektiert, in Gronsdorf 300 – 800 Wohnungen.

Die Studie zur verkehrlichen Machbarkeit der INOVAPLAN GmbH von 2021 hat diese Situation analysiert und kommt zu folgendem Ergebnis:

  • 20.000 zusätzliche Bewohner
  • 45.000 zusätzliche PKW-Fahrten pro Tag

Noch nicht berücksichtigt wurde hierbei die nördlich angrenzende SEM München Nordost (Olympia-Trabrennbahn und Galopprennbahn) mit weiteren bis zu 40.000 Einwohnern.

Weitere Information: Interessengemeinschaft Kirchtrudering, https://unserkirchtrudering.de/

 

Bauen im Landschaftsschutzgebiet Fauststraße: Höhenvisualisierung mit Ballons

Bei einem Informationstag demonstrierte die Bürgerinitiative Fauststrasse90 – Hände weg vom Landschaftsschutzgebiet mit zwei roten Ballons den Höhenunterschied zwischen dem mit 5,00 m höchsten Gebäude der bestehenden Freizeitanlage und den bis zu 13,70 m hohen geplanten sieben Gebäuden samt Aufbau bei dem umstrittenen Bauprojekt in der Grenzkolonie Trudering.

Die Initiative setzt sich für die Unversehrtheit der ökologisch wertvollen Grünfläche im Landschafts- und Wasserschutzgebiet und für eine sinnvolle Nutzung der bestehenden Freizeitanlage ein. Sie stützt sich vor allem auf die jahrzehntelange Ablehnung von Bauanfragen aus Naturschutzgründen durch das Referat für Stadtordnung und Bauplanung und auf deren Befunde. Denn nach Angaben des Referats ist die Grünfläche nicht nur am Bannwald im Landschafts- und Wasserschutzgebiet gelegen, sondern auch Teil eines klimatisch wertvollen Grünzugs. Eine Mehrheit im Stadtrat und im Bezirksausschuss Trudering-Riem ist leider dennoch dafür.

Der Eigentümer hat die Fläche 2012 erworben und plant mit Unterstützung der Stadtratsmehrheit den Bau von sieben mehrstöckigen Wohngebäuden für rund 200 Personen und einer Tiefgarage für über 100 Autos. Für den Bau müsste aber die Grünfläche vollends umgepflügt und Sträucher, Gehölze und Bäume im Schutzgebiet gefällt werden.

Stadtrat Dirk Höpner (München-Liste) und Ex-Stadtrat und Mitglied im Bezirksausschuss Trudering-Riem Herbert Danner (Bündnis90/Die Grünen), die beide mit ihren Parteien und Bündnispartnern die geplante Bebauung ablehnen, und zahlreiche Besucher informierten sich rund um die umstrittenen Baupläne. Für die Besucher gab es einen USB-Stick mit Infos zur Chronik des Grundstücks und den Warnungen vor einer Wohnbebauung durch das ZDF-Wissenschaftsmagazin.

https://www.zdf.de/wissen/terra-xpress/es-wird-heiss-wie-bleiben-unsere-staedte-lebenswert-100.html
https://www.fauststrasse90.de/2022/10/09/infotag-am-8-10-2022-1000-uhr/

Grünwalder Investor plant 820 Wohnungen auf Truderinger Acker in Berg am Laim

Und noch mehr Beton: Investor Büschl fügt seiner Sammlung riesiger Investorenprojekte (Büschl-Türme Paketposthalle, Eggarten, Kirschgelände, Agfa-Gelände etc.) ein weiteres hinzu. Gut 2.000 Menschen sollen in Berg am Laim da wohnen, wo bisher Ackerbau betrieben wurde und aufsteigende Kaltluft zur Kühlung der umliegenden Wohngebiete beitrug. Am 10. Oktober gab es eine Infoveranstaltung ausgehend von einem entsprechenden Antrag in einer Bürgerversammlung in Berg am Laim. Vertreter des Planungs- und des Mobilitätsreferats beantworteten Fragen. Der Saal war geschätzt über 120 Leuten voll, einige mussten draußen bleiben.

Unser Eindruck: durchwachsen. Fragesteller mussten sich auf 3 Minuten Redezeit beschränken, das Planungsreferat hatte diese 3 Minuten-Grenze nicht und konnte das Projekt in epischer Breite loben. Die München-Liste ist wie die örtliche Bürgerinitiative nicht gegen jede Bebauung, sondern für eine weniger massive Dichte.

Der unterirdisch verlaufende Hachinger Bach soll nach den Planungen der Stadt als ‚Zuckerl‘ für die Anwohner offengelegt werden, fließt aber über Grundstücke von vielen verschiedenen Eigentümern. Die muss man entweder kaufen oder dingliche Rechte einräumen. Das wird sehr lange dauern, mindestens 10 Jahre, wenn es überhaupt funktioniert.

Randnotiz: Büschls Sprecher ist auch in diesem Fall der Lobbyist Stephan Heller, der gemeinsam mit OB Reiter und seiner Frau die Stiftung ‚Wir helfen München‘ betreibt, und zugleich bei der Stadt für Büschls 155-Meter-Paketpost-Türme lobbyiert (bei der Büschl als Kurator fungiert).

https://lebenswertes-bergamlaim.de/termine/
https://www.moloch-muenchen.de/lexikon/truderinger-acker/
https://buergerdialog.online/2022/03/03/muenchen-pressenachrichten/sueddeutsche-vom-1-maerz-2022-820-wohnungen-statt-truderinger-acker/
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-truderinger-strasse-berg-am-laim-immobilien-1.5538374
https://www.hallo-muenchen.de/muenchen/ramersdorf-perlach-berg-am-laim/bebauungsplan-truderinger-strasse-berg-laim-gebilligt-neues-wohnquartier-acker-13825834.html
https://wirhelfenmuenchen.de/

 

Fürstenried: Verdichtung im Schweizer Viertel ist beschlossene Sache

Durch Aufstockung und Neubau sollen auf dem Gelände der Versorgungskammer in Fürstenried weitere 662 Wohnungen entstehen. Der Widerstand vor Ort brachte leider nicht den erhofften Durchbruch, obwohl viele Argumente vorgebracht wurden und insbesondere der Verkehr schon jetzt zu Stoßzeiten chaotisch ist.

Besonders kritisiert wird von der Bürgerinitiative Pro Fürstenried das Projekt der Alva Wohnbau GmbH, ein Gebäudekomplex direkt an der Ortseinfahrt von der Autobahn Garmisch herkommend, an der Neurieder Straße 4, mit einem Turm von fast 54 Metern und 17 Stockwerken für Gewerbe, Wohnen, Praxen und eine Kinderkrippe – im Volksmund ‚Der Hinkelstein von Fürstenried‘ (frei nach Asterix, https://www.comedix.de/lexikon/db/hinkelstein.php).

Zuletzt hatten im Viertel horrende Nebenkostenabrechnungen der Versorgungskammer Schlagzeilen gemacht.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-fuerstenried-west-nebenkosten-nachforderung-schweizer-viertel-1.5666240

Die Versorgungskammer hat zum Juli 2023 16 Parteien gekündigt, weil das Gebäude abgerissen wird.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-neuriederstrasse-wohnungsbau-kritik-1.5115828
https://www.pro-fuerstenried.de/chronologischer-ablauf/
https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/7163730
https://www.tz.de/muenchen/stadt/thalkirchen-obersendling-forstenried-fuerstenried-solln-ort43351/nachverdichtung-fuerstenried-west-vier-entwuerfe-neues-quartier-zr-6841532.html
https://www.tz.de/muenchen/stadt/anwohner-protestieren-fuerstenried-west-schiesst-in-hoehe-zr-12347122.html

 

Forstenried: Reitverein Corona könnte Bauprojekt zum Opfer fallen

Der Reitverein Corona in Forstenried fürchtet um sein Fortbestehen: Die Eigentümergemeinschaft, eine Erbengemeinschaft, will das traumhaft am südlichen Stadtrand gelegene historische Gestüt verkaufen. Noch offen ist, ob die Stadt München ein Vorkaufsrecht ausüben kann und wird. Aber auch dann wird ganz massiv gebaut werden. Immerhin bestünde in diesem Fall noch die Hoffnung auf Ersatzflächen für den Reitbetrieb. Neben den Reitstunden für Kinder gibt es dort auch therapeutisches Reiten, was für die Betroffenen von unschätzbarem Wert ist.

Das Gelände liegt am Rande des Regionalen Grünzugs Nr. 7 und muss eigentlich freigehalten werden. Aber Regionale Grünzüge und ihre Funktionen wurden ja in München bisher immer ignoriert. Man fragt sich, wofür es eine Regionalplanung dann überhaupt gibt.

https://reitverein-corona.de/
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/reitverein-reiterhof-corona-vorkaufsrecht-1.5672075
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-solln-reitverein-corona-nachverdichtung-1.5637895
https://www.region-muenchen.com/regionalplan/kartenverzeichnis

Allgemeine Themen

Aufkaufen von Wohnungen durch die Stadt München

Liebe Leserinnen und Leser,

aus Anlass des Aufkaufs des Richart-Gebäudes durch die Stadt für 87 Millionen Euro und weiterer Aufkäufe wollen wir die Frage aufwerfen: Was ist sinnvoller: Aus sozialen Gründen – was nachvollziehbar ist – einzelne Gebäude für ihre Bewohner retten, indem die Stadt sie aufkauft – oder aber dieses Geld nehmen und dafür an anderer Stelle mehr städtische Wohnungen selber bauen? Bisher handhaben wir es so, dass wir jeden Einzelfall abwägen. Angesichts der riesigen Beträge, die für verhältnismäßig wenige Wohnungen ausgegeben werden (wobei oft die Sanierung noch gar nicht inbegriffen ist) stellt sich jedoch die Frage, nach welchen Kriterien entschieden werden soll und wo die Schmerzgrenze ist bzw. ob es eine solche geben soll.

Beispiele:

https://www.tz.de/muenchen/stadt/entzogen-rischart-haus-in-muenchen-stadt-kauft-backstube-fuer-87-millionen-euro-der-spekulation-91861186.html

https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadtviertel/nach-jahrelangem-leerstand-die-stadt-kauft-die-agnesstrasse-48-art-760092

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-thalkirchner-strasse-80-kuenstlerhaus-verkauf-investor-pronesta-1.5567295

https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadtviertel/wohn-skandal-in-pasing-auch-hier-haette-die-stadt-kaufen-koennen-art-845598

https://www.tz.de/muenchen/stadt/schwabing-west-ort62363/mieten-investor-mieter-muenchen-schwabing-wohnung-zr-91455589.html   

Für die Natur vor Gericht: Bund Naturschutz sammelt Geld für Prozesskosten 

Es gibt nur eine Handvoll Umweltverbände, die in Bayern verbandsklagebefugt sind, also gegen umweltschädliche Baumaßnahmen vor Gericht ziehen können. Einer davon ist – neben dem Landesbund für Vogelschutz – der Bund Naturschutz in Bayern. Münchner Initiativen erhalten immer wieder Unterstützung und Beratung durch den BN. Wir als München-Liste gehen davon aus, dass viele Initiativen und auch wir selbst in der Zukunft vermehrt den Rechtsweg beschreiten müssen, um Klima- und Umweltschutz durchzusetzen. Hierfür benötigen wir die Unterstützung klagebefugter Verbände. Derzeit prüft etwa das Grünzug-Netzwerk Würmtal mit Hilfe des BN eine Klage gegen Kiesabbau im Forst Kasten. Deshalb möchten wir als München-Liste uns gerne revanchieren und diesen Aufruf für den Rechtshilfe-Fonds des BN Bayern teilen. Sie können direkt über die Webseite spenden.

https://www.bund-naturschutz.de/spenden-helfen/spenden/rechtshilfe    

 

Ausblick, Termine, Links

Freitag 18.11.2022 um 15 Uhr am Max-Joseph-Platz vor der Oper: Demo organisiert von BI Landschaftspark West. u.a. unser Stadtrat Dirk Höpner und sein Fraktionskollege Tobias Ruff von der ÖDP wollen dort sprechen, dazu ggf. jemand von Scientists for Future und vom B. Alle Münchner BI‘s sind eingeladen, mitzumachen.

https://www.landschaftspark-west.de/

Stadtratsanträge und -anfragen der München-Liste:

https://www.muenchen-liste.de/stadtratsantraege/

Medienberichte zu den Themen Wachstum/Strukturpolitik, Lobbyismus, Lärm- und Emissionsschutz, München:

https://www.muenchen-liste.de/medienberichte/

Infos und Links zur Stadtpolitik aus der Perspektive von Naturschutz, Bürgerinitiativen uvm.:

https://buergerdialog.online/

Mit unserem regelmäßigen Info-Brief möchten wir Sie über unsere Arbeit informieren. Auf unserer Webseite www.muenchen-liste.de können Sie die Info-Briefe unter ‚Aktuelles‘ mit der Suchfunktion ganz einfach auffinden. Mit Anliegen und Anregungen melden Sie sich gerne bei uns. Sie können den Info-Brief jederzeit ab- und wieder neu bestellen (redaktion@muenchen-liste.de).

Verantwortlich:
München-Liste e.V.,
Dirk Höpner, Schneeglöckchenstr. 66f, 80995 München
redaktion@muenchen-liste.de